Aktuelles

Welt:Stadt:Gezwitscher

Zugang zur Kita da am schwersten, wo er am nötigsten wäre

Das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BIB) ist in einer im März 2023 veröffentlichten Studie zu folgenden Ergebnissen gekommen:

„Kinder aus bildungsferneren Elternhäusern, aus armutsgefährdeten Haushalten und aus Familien, die zu Hause hauptsächlich kein Deutsch sprechen, (haben) nach wie vor geringere Chancen, an einer frühen Bildung und Betreuung in der Kindertagesbetreuung teilzunehmen. Sie sind in KiTas unterrepräsentiert, obwohl auch bei ihnen große Betreuungsbedarfe bestehen.“

Damit ist der Zugang zur Kita gerade für die Kinder besonders schwer, für die der Kita-Besuch den größten persönlichen positiven Effekt haben könnte. Auch gesamtgesellschaftlich liegt es auf der Hand, dass ein Kita-Besuch der genannten Gruppen positiv wirken kann, indem späteren problematischen Entwicklungen früh entgegengewirkt wird.

Diese Problematik – mit Fokus auf Kinder mit Fluchtgeschichte – hat das Institut Welt:Stadt:Quartier zwischen November 2022 und Februar 2023 im Auftrag des International Rescue Committee (kurz IRC) untersucht. Dabei wurden bestehende Studien (DJI, SVR Migration, DIM) durch eigene qualitative Interviews ergänzt.

Dadurch konnten wir die Art der Barrieren näher charakterisieren; nach unserer Analyse handelt es sich neben rechtlichen Barrieren vor allem um Barrieren, die in den lokalen, oft träger- und einrichtungsbezogenen Steuerungssystemen zu verorten sind, die Familien ohne Systemkenntnisse massiv überfordern. Daneben existiert jenseits von Sonderprojekten keine flächendeckende Beratungs-Infrastruktur, die auf die Bedürfnisse der oben genannten Zielgruppen zugeschnitten wäre. Schließlich deuten explorative Studien darauf hin, dass wie in der Gesamtgesellschaft auch im Kita-System Rassismus ein Problem darstellt.

Auf der anderen Seite konnten wir Good Practice Beispiele identifizieren. So sind beispielsweise im Bundesprogramm Kita-Einstieg viele Erfahrungen entstanden, die allerdings leider noch nicht flächendeckend verbreitet sind. Durch die Analyse von Bündnissen für frühe Bildung im Rahmen des Deutschen Kita-Preises kennen wir auch Beispiele kommunaler Steuerungssysteme, die die genannten Barrieren im Blick haben. Das in diesem Jahr ausgezeichnete Bündnis ‚ZUSI‘ aus Gelsenkirchen hat sich beispielsweise armutssensibles Handeln auf die Fahnen geschrieben; die Stadt Monheim hat ein transparentes Vergabe-System entwickelt, das alle Träger einbezieht und sehr früh auf alle Familien zugeht. Beispielhaft ist in Monheim ebenfalls eine kommunale Präventionskette aufgebaut worden, die Kinder, Jugendliche und Familien entlang der gesamten Bildungsbiographie begleitet. Die Erfahrungen des Bundesprogramms und die Prinzipien, die z.B. in Monheim und Gelsenkirchen angewendet werden, müssten flächendeckend zum Standard werden, um die vom BIB identifizierten Probleme zu adressieren.

Eine Kurzversion unserer Studie für das IRC können Sie hier herunterladen.