Wie kommt es, dass die meisten Chöre in Deutschland so homogen sind (bildungsorientiert, deutsche Mittelschicht)? Und wie kann Musikmachen – insbesondere Singen im Chor – etwas sein, das Menschen mit verschiedenen Kulturen, Sprachen und sozialen Hintergründen verbindet? Diesen Fragen sind Kian Jazdi, von 2019 bis 2022 Projektleiter der Al-Farabi Musikakademie, und Peter Bleckmann in einem Vortrag im Rahmen des Symposiums ‚Junge Stimmen‘ an der Universität der Künste nachgegangen. Im Interview fasst Kian Jazdi die Quintessenz des Vortrags zusammen.

Woran liegt es, dass die Besucher:innen vieler musikalischen Projekte – insbesondere im Bereich der Klassik – so homogen sind? Welche Barrieren spielen dabei eine besondere Rolle?

Das sind mannigfaltige Gründe – wie Peter im Vortrag so schön beschrieb: Es gibt soziale, kulturelle und sprachliche Barrieren. Eine der Fragen, die man sich stellen kann, ist: Wie findet kulturelle Bildung in anderen Ländern statt? Dann stellt man fest, dass z.B. der Elternbrief, der in Deutschland ein silent Agreement, ja fast wie ein Vertrag ist, woanders u.U. keine Rolle spielt. Entsprechend kann ein Elternbrief eine Barriere darstellen, wenn es sonst keine weitere Information gibt.

Wie kann musikalische Arbeit nach deiner Erfahrung Empowerment und Partizipation unterstützen?

Wenn Kinder und Jugendliche mitentscheiden dürfen, und das kann an vielen Stellen passieren, z.B. welche Einsingübung gemacht wird oder die Reihenfolge der Einsingübungen, dann erleben sie, dass sie etwas bewirken. Das ist jetzt sehr verkürzt, aber man spricht von Selbstwirksamkeit und das wiederum empowert. Wenn dieser Prozess häufig geschieht, sind sie irgendwann in der Lage, selbst in die Organisation und Gestaltung zu gehen, und das ist das Ziel.

Was ist dein wichtigster Rat für alle, die den Musikbetrieb diverser gestalten wollen?

Durchhalten… 🙂 !